Ein eigenes Ritual gestalten
Die Schwelle nehmen - Ablaufplanung
Dies ist eine Anregung, wie Sie für sich selbst in einer Lebenssituation, in der Sie auf einer Schwelle stehen, d.h. in der das Alte nicht mehr greift, das Neue noch nicht manifestiert ist, mit Hilfe eines kleinen Rituals den Wandel einladen und auch beschleunigen können. Rituale werden seit Anbeginn von Kultur und Zivilisation gestaltet, wenn es um Veränderung geht: in den Schwellensituationen des Lebens, bei der Geburt, der Adoleszenz, der Hochzeit, dem Jubiläum, bei Abschieden, dem Tod. Immer geht es um Übergangssituationen, deshalb um die Verabschiedung des Alten, dessen Würdigung sowie um die Anerkennung der Vergänglichkeit und damit um das Loslassen von Gewohntem und natürlich um die Einleitung des Neubeginns. Verbunden damit ist der Brückenschlag in einen überpersönlichen Raum, aus dem Heilung kommt. Schwellensituationen entstehen in Lebenskrisen. Rituale helfen uns, sie zu bewältigen. Mit Hilfe dieser Anleitung können Sie in allen Lebenslagen ein Ritual gestalten, nicht nur bei Abschieden. Wollen Sie sich mit Ritualen intensiver beschäftigen? Weitreichende Ausführungen finden Sie unter „Riten des Übergangs“ von Lisa Freund. Hier ist der Link.
1. Die Schwelle nehmen
Finden Sie Ihr Ritualthema
Benennen Sie das Thema, worum es in Ihrem Ritual gehen soll ( z.B. Die Trennung von meiner Partnerin). Dies ist zunächst Gegenstand der Erforschung. Folgende Fragen helfen weiter: Worum geht es mir? Wo stehe ich gerade im Leben mit diesem Thema? Dazu gehen Sie auf die Schwelle. Wenn Sie herausgefunden haben, wohin der Weg gehen könnte, welcher Ballast abzuwerfen ist, damit das Neue kommen kann, und zwar immer mit Blick auf Ihr Thema, beginnen Sie das Ritual zu planen, das Sie voran bringen wird. Zunächst der erste Schritt, die Arbeit mit der Schwelle.
Die Schwelle
Sorgen Sie dafür, dass Sie ungestört sind für etwa eine Stunde. Gehen Sie nicht ans Telefon. Sie brauchen ein wenig Platz für sich im Zimmer und eine Decke. Nehmen Sie die Decke. Falten Sie diese so, dass daraus ein Rechteck entsteht. Legen Sie, das gefaltete Rechteck, ihre symbolische Schwelle, auf den Boden. Stellen Sie sich auf die Schwelle: Das ist Ihre Situation im Hier und Jetzt mit Ihrem Thema. Schließen Sie die Augen, spüren Sie, wo Sie mit demThema stehen, was sich in Ihnen bewegt, wenn Sie auf der Schwelle stehen. Dann gehen Sie langsam einige Schritte hinter die Schelle, also rückwärts. Sie gehen jetzt in die Vergangenheit Ihres Themas hinein. Welche Rolle hat das Thema in Ihrem Leben gespielt? Wieviel Raum hat es eingenommen? Wie hat es Sie geprägt? Je weiter Sie zurück gehen, um so tiefer gehen Sie in das, was zurückliegt. Lassen Sie den inneren Bildern, Gedanken und Gefühlen, die aufsteigen wollen, freien Lauf. Halten Sie inne. Irgendwann gehen Sie wieder in Richtung der Schwelle, stellen sich darauf und spüren, wie jetzt die Wahrnehmung der Ausgangssituation ist. Hat sich etwas verändert? Nun gehen Sie vorsichtig mit einem Fuß in die Zukunft. Sie können auch wieder zurück gehen oder gar nicht weiter voran schreiten. Folgen Sie Ihren inneren Impulsen. Achten Sie auf ihre Körperwahrnehmung, Gefühle, Gedanken, innere Bilder, je nachdem, wohin Sie gehen oder wo sie stehen. Verweilen Sie, wenn Sie das Gefühl haben: hier gibt es eine wichtige Erfahrung, eine Einsicht für mich. Versuchen Sie herauszufinden, wohin Ihr Weg Sie führt und wie Ihre Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft davon geprägt sind. Gehen Sie hin- und her zwischen der Schwelle, der Vergangenheit und der Zukunft, bis Sie herausgefunden haben, welcher Keim in ihnen gewässert werden will. Sie formulieren jetzt zu Ihrem Thema Ihre Erkenntnis. Geben Sie dem Keim des Neuen, der sich entfalten will, einen Namen. Sie ergänzen das Thema, etwa die Trennung von meinem Partner mit Vergebung der Verletzungen (Keim).
Günstige Bedingungen zu schaffen für das Wachsen des Keims, darum geht es im Ritual, das Sie nach den Einsichten, die Sie auf der Schwelle gewonnen haben, für sich gestalten können. Ein kleiner Ritual-Ablauf genügt; einer der überschaubar ist. Wenn Sie das Ritual durchführen, widmen Sie sich dem Abschied, der schmerzhaft ist und leiten den Neubeginn ein, indem Sie das Loslassen des Alten ermöglichen. Machen Sie nicht zu viel. Ein Ritual hat Manifestationskraft. Es leitet Ihren Wandel ein. Der kann auch schmerzhaft sein, weil das Loslassen der Vergangenheit erst noch emotional bewältigt werden will. Es ist wichtig, dass Sie behutsam mit sich selber sind. Weniger ist mehr. Kleine Schritte führen oft schneller zum Ziel.
2. Reflexion der Schwellenerfahrung mit Notizen
- Blick zurück in das Leben, in das Thema, die Verbindung zu dem, den wichtigen Menschen
- Betrachtung meiner Lage im Hier und Jetzt in Bezug auf das Thema
- Was will ich ändern? Wie möchte ich das, was hinter mir liegt, abschließen?
- Was liegt vor mir? Wie möchte ich das Neue in mein Leben einladen?
- Betrachten der Situation im Überblick, aus der Vogelperspektive
- Eventuelle Neuformulierung des Themas nach diesen Erfahrungen
- Bieten sich Gegenstände mit symbolischer Bedeutung an, die ich benutzen will? Welche (z.B. Kerzen, Fotos etc. ?)
- Hab ich ein inneres Bild vom Ort, an dem das Ritual stattfinden soll? (Zuhause, in der Natur, anderswo)
- Was ist die überpersönliche Ebene in meinem Ritual? (Gebet, Inne-halten, Mantra, Meditation)
- Fallen mir Worte oder ein Text ein? (Gedicht, Weisheitssätze, ein Lebensmotto?
3. Beginn der Ritualgestaltung
- Festlegen, wer am Ritual mitwirken soll (Berücksichtigung der Interessen der Teilhabenden)
- Festlegung der Symbole für das Ritual oder der symbolischen Bedeutung von Gegenständen (rote Rosen für Liebe)
- Entwicklung einer Handlungsabfolge, Klären der Symbolik der Handlung
- Verknüpfung der Handlungselemente nach den Prinzipien: Einstimmung, Höhepunkt, Ausklang
- Einfügen der Symbole in die rituelle Handlung,
- Einbeziehung der Sinne (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen)
- Spirituelle Ebene integrieren (Gebet, Meditation, Gedicht, etc)
- Berücksichtigung der Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft als Hilfsmittel für Transformation
- Festlegung von Ort und Termin des Rituals, seine Länge
- Klären, wie der Raum gestaltet werden soll
- Klärung, wer der Zeremonienmeister ist
- genaueste Detailplanung bedeutet gründliches Durchdenken aller Schritte
4. Vorbereitungsphase für das Ritual
- klären, wer einlädt und wer eingeladen wird
- die Form der Einladung wählen, sie gestalten, so dass motiviert
- die Ritual-Gegenstände besorgen
- die Aufgaben der Zeremonienmeisterin bestimmen; klären, was delegiert wird, klare Anweisungen geben
- den Raum/ Ort gestalten und vorbereiten, z.B. reinigen, schmücken, Symbole arrangieren, Aufgaben delegieren
- Planung des Festes (mindestens ein festliches Element), Zeit, Ort, Catering etc.
5. Durchführung von Ritual und Fest
- mit Würde und innerer Einstimmung
- Regeln vorgeben und einhalten, die für das Ritual wichtig sind
- Evtl. Handzettel zum Ritualablauf verteilen, Liedtexte und anderes
- Vertrauen auf die Kraft der Heilung, Raum geben für Gefühle, das Spüren, Wirken am Loslassen und Annehmen dessen, was kommt im Ritual
- Gemeinschaft schaffen
- feiern, wenn das Ritual vorüber ist, loslassen der Regeln des Rituals beim Feiern
- klären, wer, was vorbereitet, welche Aufgaben, wann übernimmt, in welchem Teil (Ritual oder Fest) und wie
- Dem Fest viel Raum geben. Wir feiern das Leben.
Copyright Foto: Lisa Freund
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