Das Tuch des Gedenkens
Kleines Trauerritual
Mit diesem kleinen Ritual können Sie einen Abschied würdevoll gestalten. Dazu gibt es einen kurzen Text zum Vortragen.
Als Teil eines Gedenkens kurz nach dem Tod einer jungen Frau, wurde das Tuch des Gedenkens gestaltet. Diese kleine Zeremonie wurde im Anschluss an ein Kollegentreffen durchgeführt, einen Tag nachdem die Kollegin plötzlich und unerwartet, gestorben war.
Zuvor fand eine Begrüßung der Versammelten statt. Die Todesumstände und die Verdienste der Kollegin wurden in einer Ansprache gewürdigt. Es gab einige Schweigeminuten, dann kündigte eine Freundin das Ritual mit dem Tuch des Gedenkens an. Die Zettel wurden verteilt. Nadeln standen auf einem Tisch. Jeder schrieb einige Worte auf den Zettel. Das Tuch, aus Seide, wurde in einem Versammlungsraum deutlich sichtbar bis einen Tag vor der Beerdigung aufbewahrt. Dann wurde der Raum des Gedenkens geschlossen. Für alle waren die Weisheiten auf den bunten Blättern eine Bereicherung und eine schöne Form der Erinnerung. Die Kollegin wurde auf diese Weise in den Kreis der Lebenden miteingschlossen.
Das Tuch kann an einem Seil aufgehängt oder auf dem Boden ausgebreitet werden. Neben dem Tuch benötigt man bunte, vielleicht regenbogenfarbene Zettel, genügend Stifte und ein bisschen Mut.
Ansprache an die Trauergäste
Deine Gedanken über Leben und Sterben, Tod und
Trauer, Abschied und Neubeginn, Deine Weisheiten,
deine Botschaften haben auf diesem Tuch Platz.
Suche dir einen Zettel aus, schreibe, male, zeichne,
gestalte darauf, was du gerne mitteilen möchtest. Suche
dir einen Platz für den Zettel auf dem Stoff. Nimm dir
eine Stecknadel und hefte deine Botschaft an das Tuch.
Wenn der Raum des Gedenkens geschlossen wird,
sammeln wir die Botschaften ein und verbrennen sie.
Die Asche wollen wir am Tag der Beerdigung von
Eva mit ins Grab streuen.
Copyright Foto: Lisa Freund
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