Friedrich Schiller: Elysium.
F. Schiller (1759 bis 1805), ein aufrührerischer Freigeist und bedeutender Dichter der deutschen Klassik, beschreibt in diesem Gedicht mit Entzücken das Elysium, pathetisch und voller Begeisterung. Das Elysium ist hier die Vision eines paradiesischen Lebens in Frieden, ein ewiger Mai, in dem jede Klage, jeder Schmerz sich in sanftes Entzücken auflösen und die Liebe eine ewige Hochzeit feiert.
Friedrich Schiller
Elysium.
Vorüber die stöhnende Klage!
Elysiums Freudengelage
Ersäufen jegliches Ach –
Elysiums Leben
Ewige Wonne, ewiges Schweben,
Durch lachende Fluren ein flötender Bach.
Jugendlich milde
Beschwebt die Gefilde
Ewiger Mai;
Die Stunden entfliehen in goldenen Träumen,
Die Seele schwillt aus in unendlichen Räumen,
Wahrheit reißt hier den Schleier entzwei.
Unendliche Freude
Durchwallet das Herz.
Hier mangelt der Name dem trauernden Leide;
Sanfter Entzücken nur heißet hier Schmerz.
Hier strecket der wallende Pilger die matten
Brennenden Glieder im säuselnden Schatten,
Leget die Bürde auf ewig dahin –
Seine Sichel entfällt hier dem Schnitter,
Eingesungen von Harfengezitter,
Träumt er, geschnittene Halme zu sehn.
Dessen Fahne Donnerstürme wallte,
Dessen Ohren Mordgebrüll umhallte,
Berge bebten unter dessen Donnergang,
Schläft hier linde bei des Baches Rieseln,
Der wie Silber spielet über Kieseln;
Ihm verhallet wilder Speere Klang.
Hier umarmen sich getreue Gatten,
Küssen sich auf grünen, sammtnen Matten,
Liebgekost vom Balsamwest;
Ihre Krone findet hier die Liebe,
Sicher vor des Todes strengem Hiebe,
Feiert sie ein ewig Hochzeitfest.
Quelle: Friedrich Schiller, Sämtliche Werke, Erster Band, Stuttgart 1879, S. 22-23
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