Was kommt danach? Pastorin Irmgard Nauck antwortet
Beitrag zu unserer Umfrage, wie man sich das Jenseits vorstellt.
Unser Schwerpunkt im Dezember 2016 ist der Begriff „Elysium“, der in diesem Zusammenhang stellvertretend für das Jenseits steht. Wir waren neugierig von vielen Menschen zu erfahren, wie sie sich das Jenseits vorstellen. Dazu haben wir uns auf Stephen Hawking bezogen, der in einem Interview sagte: „Es gibt keinen Himmel; dies ist ein Märchen.“ Wie sehen Sie das?
Hier antwortet nun Irmgard Nauck, 59 Jahre, drei Kinder, Pastorin in der Kirche der Stille Hamburg-Altona, therapeutische Ausbildungen, Meditationslehrerin Via Cordis.
Wie stehen Sie zu der These „Es gibt keinen Himmel; dies ist ein Märchen“
Märchen erzählen von realen menschlichen Lebenserfahrungen, in denen ich mich wiederfinden kann. Solche Erfahrungen können wir mit dem „Himmel“ machen.
„Himmel“ ist für mich ein Bild für spirituelle Berührungen, göttliche Begegnungen mitten im Leben. Der „Himmel“ ist Bild für eine unsichtbare Dimension von Leben, die mein sichtbares Leben durchdringt.
Der Himmel ist auf Erden, es ist eins. So verstehe ich den Satz aus dem Vaterunser „wie im Himmel so auf Erden.“
Warum sollte der „Himmel“ im Tod aufhören zu sein?
Haben Sie eine eigene Vision, Gedanken, Vorstellungen davon, wie ein Leben nach dem Tod aussehen könnte, die Sie uns kurz beschreiben können?
Als ich 15 Jahre alt war, starb ganz plötzlich mein Vater am Herzinfarkt. Lange Jahre fand ich Trost in einem Bild von ihm bei Gott: mein Vater sitzt am großen, festlich gedeckten Tisch mit köstlichen Speisen und gutem Wein in fröhlicher Gemeinschaft mit Gott und den Menschen, es wird viel gelacht und alles Mühevolle seines Lebens kommt an diesem Tisch zur Ruhe. Später entdeckte ich, dass dieses Bild auch in der Bibel vorkommt beim Propheten Jesaja 25, 6 – 8.
Dieses Bild für das Leben nach dem Tod habe ich heute nicht mehr; je älter ich werde, desto mehr ziehen sich konkrete Bilder in mir zurück und das Danach bekommt größere Weite. „Finsternis ist wie das Licht.“ Dieser Satz aus Psalm 139, 12 beschreibt, was ich innerlich „sehe“. Erstaunlich ist, dass die innere Seelenlage meiner früheren Vorstellung vom Leben nach dem Tod geblieben ist: meine Seele ist satt und gestillt, sie hat genug. Sie ist verbunden. Sie ruht all-ein in Gott.
Hilft eine himmlische Vision im Umgang mit dem Tod im Leben?
Heute sage ich: ja, es ist hilfreich eine Vision in sich zu tragen. Das hilft mir beim Abschiednehmen von mir lieben Menschen.
Ob es mir im Sterben hilft! Ich weiß es nicht, dazu habe ich schon zu viel Erstaunliches erlebt.
Mehr als eine „himmlische Vision“ hilft mir die tägliche Meditation. Das ist ein Sterben auf dem Kissen, ein immerwährendes Loslassen meiner Gedanken, meines Wollens und Planens, meines Egos. Was sich in Augen-Blicken der Herzensruhe auftut, ist: wortloser Halt, tiefe Zugehörigkeit, ein Geschmack von Ewigkeit.
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